100 Mio. Euro-Bauvorhaben am Biocampus Köln
Der Rat der Stadt Köln hat die Realisierung der Entwurfsplanung freigegeben für zwei Laborgebäude auf dem Gelände des BioCampus Cologne (BCC) in Köln-Bocklemünd. Die Neubauten sind insbesondere für die Bereiche Life Sciences und Healthcare vorgesehen. Der Wirtschaftsstandort Köln wolle so seine führende Rolle in diesen Zukunftsbranchen weiter ausbauen. Insgesamt geht es um Bauvorhaben in der Größenordnung von 100 Mio. Euro, die rasch umgesetzt werden sollen.
Die Kölner Stadträte hatten in ihrer letzten Sitzung Anfang Dezember eine lange Agenda abzuarbeiten, die sich vom Karneval bis zur Klimastrategie entlanghangelte, inklusive einer Klimaaktivistin, die sich am Rednerpult festgeklebt hatte. Doch für die Biotechnologie-Szene der Domstadt relevanter waren die Fragen zu den Planungen eines großen Neubaus von Labor- und Bürogebäuden auf dem ehemaligen Nattermann-Gelände. Bei diesen Planungen geht es aktuell um etwa 34.000 Quatratmeter Bruttogeschossfläche. Insgesamt steht ein Bauvolumen von rund 100 Mio. Euro im Raum, über dessen Vorplanung nun entschieden werden sollte. Und trotz der Sitzungsumstände mit einer kurzzeitigen Unterbrechung kam auch dieser Tagesordnungspunkt zur Abstimmung: Der Rat der Stadt hat den Antrag kurz nach dem Nikolaustag positiv beschieden, so dass nunmehr die Realisierung einer Entwurfsplanung für zwei Laborgebäude auf dem Gelände des BioCampus Cologne (BCC) in Köln-Bocklemünd freigegeben ist.
Maßgeblicher Antreiber einer Kapazitätserweiterung für die Biotechnologiebranche im Kölner Raum ist André van Hall, Geschäftsführer des Rechtsrheinischen Technologiezentrums (RTZ) und des Biocampus BioCologne auf dem Gelände der früheren Pharmafirma Nattermann. Im Gespräch mit |transkript.de machte er deutlich, dass die Gründerzentren an vielen Standorten der Republik an ihre Wachstumsgrenzen gestoßen seien und wegen eines angespannten Wohnungs- und Immobilienmarktes auch meist kein Platz mehr zu finden sei, um den in den Inkubatoren größer gewordenen Start-ups eine räumliche Wachstumsperspektive in Ortsnähe anbieten zu können.
Dies sei in Köln ganz anders. Das Nattermann-Gelände böte, laut van Hall, sogar noch Raum für fast 200.000 Quadratmeter Geschossflächennutzung als Hightech-Betriebsgelände, gut angebunden in der Stadt gelegen.
An anderen Standorten sind die Klagen über begrenzte Wachstumsmöglichkeiten tatsächlich deutlich zu hören. So etwa im Süden der Biotech-Republik im Martinsrieder Cluster, der derzeit von der (endlich) begonnenen U-Bahn-Anbindungsbaustelle geprägt ist, demnächst aber noch stärker vom Neubau der Max-Planck-Institute betroffen sein wird. Diese benötigen großflächige Ersatzbauten für die Zwischenphase und werden als Neubau insgesamt wohl eine größere Fläche als bisher einnehmen. Bleibt für Erweiterungen von Gründerzentren für die nächste Zeit direkt um das bekannte IZB herum wenig Spielraum, wie auch der Geschäftsführer Dr. Peter Hanns Zobel beklagt. Ähnliches hört man aus anderen Regionen. Während man in Mainz rings um die erfolgreiche BioNTech ein ganz neues Forschungsviertel auf der grünen Wiese plant (und dies aber noch gegen massiven Widerstand der Naturschützer erst wird durchsetzen müssen) ist alleine Heidelberg auf dem Neuenheimer Feld mit einer ähnlich großzügigen Erweiterungsfläche von ehemaligen Kasernen ausgestattet, wie nun die Kölner.
Durch das dort vorentwickelte Zwei-Gebäude-Konzept aus einem "Laborator" (Schwerpunkt Laborbetrieb) und dem "HUBitat" genannten Co-Working-Space mit Meeting- und Konferenzbereich könne baulich idealerweise auf den heterogenen Flächenbedarf eingegangen werden, so die Geschäftsführung des BioCampus Cologne. Neben den zentralen Feldern Life Sciences und Healthcare sollen auch Digital Health, Medizintechnik, Pharmaproduktion und Engineering in den Gebäuden Raum finden können. Dabei wird im Laborator als baulichem Technikum insbesondere biotechnologischen, gentechnischen, GMP/GLP- und fermentatorischen Anwendungen das passende Umfeld geboten. Das HUBitat schafft ergänzend repräsentative und funktionale Flächen und zudem Konferenz- und Gastronomieangebote. Die enormen Flächen-Reserven des BCC (bis zu 180.000 m² Nutzfläche) ermöglichen darüber hinaus eine langfristige Weiterentwicklung des BCC und somit die Realisierung eines einzigartigen Ökosystems für Start-ups, Scale-ups und Kooperationen. BCC-Geschäftsführer André van Hall zeigt sich begeistert: „Der Beginn dieser Neubauprojekte ist genau der Impuls, den wir aktuell benötigen, um das riesige Potential des BCC zu aktivieren und neue Chancen für Wachstum in der Life Sciences Community zu ermöglichen.“ Vermutlich ist es kein Schaden für das Vorantreiben des Neubauprojektes, dass der Wirtschaftsdezernent der Stadt Köln, Andree Haack, zugleich Co-Geschäftsführer des BioCampus und damit Partner von van Hall im Tagesbetrieb ist.